„When you tell people in Africa that you are in Germany they think you are already a made man. But it`s not true, it´s absolutely not true. It`s totally contrary to what people think back at home!“
„Wenn du Menschen in Afrika erzählst, dass du in Deutschland bist, denken sie du bist schon ein gemachter Mann. Aber das stimmt ¸berhaupt nicht. Es ist das totale Gegenteil zu dem was Leute aus meiner Heimat denken!“
Brian ist ein typischer ältester Sohn aus einer
typischen armen, aber nicht komplett mittellosen afrikanischen, in diesem Fall Kamerunischen Familie, der den unsicheren Lohn einfacher Plantagenarbeit gegen das Los, es vielleicht in Europa, besonders im hoch gepriesenen Deutschland, zu etwas zu bringen, hoffnungsvoll eintauscht.
Mit dem Ziel, die eigenen Potentiale auszuschöpfen und sich und den Daheimgebliebenen ein besseres Leben zu ermöglichen, landet auch er im Übergangswohnheim Bad Belzig. Hier
entdeckt er schnell, dass das Ticket nach Deutschland nicht der teuerste und risikoreichste Einsatz bei dem ganzen Unternehmen ist, sondern das Leben hier. Das Leben in Deutschland, das f¸r ihn als Kameruner kein Asyl vorsieht und ihn zwangsläufig irgendwann zu einer Existenz zweiter Klasse verdonnern wird, dem Status der Duldung, ohne Arbeitserlaubnis und Bewegungs- und Handlungsfreiheit, dem er nur entkommen kann, wenn er freiwillig nach Hause zur¸ckkehrt. Und Zur¸ckkehren ist nach der ewigen Hoffnung und Warterei auf das eigentlich vorprogrammierte Nein schwierig.
Erwartungen von Zuhause und Erwartungen an sich selbst, das schöne, offenbar f¸r andere funktionierende Deutschland um sich herum drängen ihn zu anderen möglichen Auswegen aus der Zwickm¸hle: Heirat oder Kind mit einer Deutschen. Ein vorprogrammierter Weg, gegen den er sich sträubt, denn er will seine Selbstbestimmtheit nicht aufgeben und fragt sich „How can you live together with a woman you don´t have feelings with?“ Wie Brian, der am Anfang der gemeinsamen filmischen Reise seelisch stabil, hoffnungsvoll und positiv aufgestellt ist, nach und nach den realen und eng gesteckten Begebenheiten im „Paradies Deutschland“ ins Auge blicken muss, ist ein Prozess, den wir nah begleiten. Am Ende des Films ist er nicht gebrochen, aber nachdenklich und um einige wichtige Erkenntnisse reicher. Was er mit seiner Freiheit in seiner Unfreiheit hier nun anstellt, bleibt einer Zukunft vorbehalten, die außerhalb des Films liegt. Die Stärke der hier erzählten Geschichte liegt im sinnlichen Nachempfinden eines Lebensgef¸hls, das viele Asylsuchende in Deutschland und anderen europäischen Ländern teilen.
Die Frage, wer der einzelne Mensch ist, was er kann, woran er glaubt und was er einbringen möchte, tritt komplett hinter der gesetzlich praktizierten Abschreckungspolitik zur¸ck. Mit dem integren, klugen und sympathischen Brian kriegt eine Masse nicht existenter Menschen ein Gesicht.
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